Im Amateurfilm Magazin¹ habe ich unlängst einen Beitrag hinterlassen, der meinen aktuellen Kunstbegriff wohl recht gut widerspiegelt. Vielleicht ist er ja auch für euch interessant – ebenso wie die oben genannte Seite. Schreibt doch einfach mal Vorstellung von Kunst – entweder hier in die Kommentare oder aber eben ins Amateurfilm Magazin.

[...] Ich sehe den Kunstbegriff wohl in einem groesseren Rahmen. Kunst ist nicht immer eine Botschaft an irgendjemanden. Welche Aussage steckt etwa hinter klassischer Musik? Was wollte uns Beethoven bei einem Klavierkonzert mitteilen? Vielmehr kann Kunst auch als Trieb verstanden werden, der aus dem Menschen hervortritt. So verstehe ich den Kunstbegriff wohl eher.

Aber auch das ist noch zu eng. Kunst entsteht immer erst in der Rezeption. Ob es nun vorher Kunst war, oder nicht. Ein klassisches Beispiel hierfuer sind die Apfelmaennchengrafiken und Fraktale, die nur eine Mathematik beschreiben, per se aber keinen Kuenstler im engeren Sinne haben. Sie sind Struktur an sich. Manche gehen so weit und verstehen Gleichungen als Kunst. Etwa die Formel

ei*π - 1 = 0.

In ihr versteckt sich die gesamte Geschichte der Zahlentheorie - von Natuerlichen Zahlen, ueber das Verstaendnis des Nichts, Erweiterung auf die ganzen Zahlen, Transzendenz und schliesslich sogar die komplexen Zahlen – alles umrahmt von einer vielseitigen Naturkonstanten. Manchen halten Goedels Unetscheidbarkeitssatz fuer Kunst, andere wiederum die Gausschen Normalverteilungskurve, die auch auf unseren alten 10 DM-Scheinen zu sehen war. Andere sehen in Analogien von Fibonaccizahlen zu Bienenwaben wiederum Kunst. Wahrscheinlich kann man den Kunstbegriff als die Entdeckung einer Struktur verstehen, die zunaechst verborgen ist. Daher wirken die trivialen Dinge dann meist nicht als Kunst.

Das Bild eines Elefanten kann ebenso Kunst sein, wie Filme. Sie entstehen als Kunst in der Rezeption des Betrachters.

Zweifelsohne geniesst 2001-Odyssee im Weltraum (mehr zu dem Film bei IMDB») von Stanley Kubrick mittlerweile einen anerkannten Status als einen der einflussreichsten SciFi-Filme, die jemals entstanden sind. Ebenso gilt er in vielen Kreisen auch als Kunst. Bei der Premiere in Cannes, haben die Kritiker dagegen wuetend das Kino verlassen, bevor der Film zu Ende war.

Kunst faengt nicht irgendwo an und endet dann irgendwo, sondern ist vielmehr Struktur und Prozess in einer symbiotischen Verflechtung.

Andy Warhol hat eine Dose mit Tomatensosse zur Kunst erhoben. Alltag ist somit auch Kunst - im richtigen Kontext. Vielleicht entsteht Kunst auch einfach dann, wenn sie ins Museum kommt.

Insgesamt ist der Kunstbegriff wohl sehr weit gefasst - wie ich ihn verstehe. [...] Der Rezeptionsprozess von Kunst endet nicht beim Kritiker - auch der Kuenstler selbst ist im Idealfall mit involviert.

Ferner faellt mir zum Begriff Kunst noch die Grenzenlosigkeit ein. Kunst hat keine Schranken, weder in der Sprache, noch im Medium, noch im Thema. Kunst entsteht ueberall und verschwindet dann auch wieder meist. Sie ist etwas Allgegenwaertiges, was in keine Kategorie passt, sie ist Anarchie und Geisselung der Gedanken zugleich.

So verstehe ich wohl den Kunstbegriff noch am ehesten.

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` <>`__¹ Das Amateurfilm Magazin ist eine Portalseite von Filmemachern fuer Filmemacher, auf der jeder Filmemacher seine Filme zeigen, bewerten und besprechen lassen kann. (www.amateurfilm-magazin.de»)


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