Foto von Johann H. Addicks unter einer Creative Commons Lizenz.
Ich hatte es mir schon lange vorgenommen: Irgendwann wollte ich mir das größte Computermuseum der Welt einmal anschauen. Es geht um das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. Nach einer Stunde Fahrt stand ich also auf einem Platz mit einem weißen Brunnen, dessen glasklares Wasser mich in Empfang nahm. Ich ging hinein und schaute mir die Ausstellung an.
In der ersten Etage wird ein weiter Bogen gespannt. Es dreht sich thematisch alles um die vor-elektronische Zeit von der Keilschrift bis in die 1950er Jahre. Hier lerne ich die Rechenmaschine Brunsviga kennen.
Brunsviga - Ein Tischrechner mit Walzenbetrieb aus Braunschweig..
Es ist eine mechanische Rechenmaschine, die die vier Grundrechenarten Plus, Minus, Mal und Geteilt beherrscht. Mit den Hebeln in der Mitte kann man eine Zahl einstellen. Diese wird in das Ergebnisregister unten übertragen, wenn man an der großen Kurbel auf der rechten Seite dreht. Ich höre, wie die Zahnräder im Inneren der Maschine ineinander greifen und spüre, dass die Maschine etwas macht. Ich lerne auch, wie man die anderen Grundrechenarten Minus, Mal und Geteilt durchführen kann. Die Maschine macht mir viel Spaß und so schaue ich nachher sogar einmal bei Ebay nach, wie teuer ein solches Ding für die eigenen vier Wände wäre.
Die zweite Etage widmet sich der Revolution, die mit Einführung von Transistoren folgen sollte. Es gibt viel zu sehen, auszuprobieren, anzuhören und durchzulesen. Manchmal habe ich ein schlechtes Gefühlt, nicht jede Infotafel vollständig gelesen zu haben - dafür sind es einfach zu viele.
Ich lerne auch das Mooresche-Gesetz kennen - naja, eigentlich kannte ich es schon aus meinem Studium. Aber die raumgreifende Visualisierung lässt mich doch einem Moment verharren.
Und so ist es mit zahlreichen Dingen, die ich im Museum sehe. Vieles ist mir bereits bekannt - entweder habe ich darüber gelesen, ein Bild davon gesehen oder auch nur davon gehört. Hier kann ich die Dinge jedoch anfassen, mit ihnen spielen oder interagieren. Sie werden lebendig und im realen Sinne "begreifbar".
So weiß ich natürlich auch, dass man aus einem Videobild viele Informationen extrahieren kann. Als ich dann jedoch vor einer Bilderkennungssoftware stehe und sie mir den Grad meiner Fröhlichkeit, mein Geschlecht und mein geschätztes Alter anzeigt, wird mir schon ein wenig mulmig. Beim Alter lag die Software auf jeden Fall beleidigend daneben.
Das Museum hat wirklich viel zu bieten. Sogar so viel, dass ich an dieser Stelle niemals umfassend darüber berichten könnte. Es gibt Exponate zu mechanischen Rechenmaschinen, zu Lochkartenrechnern, zur Algorithmik, zum Aufbau eines Computers, zur Kryptographie, zu wichtigen Personen und Ereignissen und so weiter und so weiter. Nach 3,5 Stunden komme ich am Ende an und habe trotzdem das Gefühl, an vielen Stellen nur oberflächlich drauf geschaut zu haben. Das ist jedoch ein gutes Zeichen, denke ich mir. Es ist wie bei einem Film, bei dem man weiß, nicht alles verstanden zu haben, wenn der Abspann läuft. Irgendwann werde ich also wiederkommen und mich darauf freuen, wieder etwas Neues zu entdecken und etwas mehr aus meinem Fachbereich zu "begreifen".
Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch - dann werde ich mir auch die Taschenrechnerwand noch einmal etwas genauer ansehen.