Es war einmal die Freiheit. Sie lebte hoch droben über den Dächern eines kleinen Dorfes auf einer riesigen Wolke aus Sprühsahne. Jeden Morgen blickten die Menschen zu ihr hinauf und und freuten sich über die Süße, die über ihren Köpfen hinwegzog. Und wenn es mal regenete, so schmeckte der Regen nach Sahne. Alle lebten zufrieden mit der Freiheit und die Freiheit freute sich immer, wenn sie den Menschen aus dem Dorf "Dummheit" eine Freude machen konnte. Eines Sommers jedoch war es lange Zeit sehr warm gewesen, und siehe, die Menschen aus dem Dorf "Dummheit" sehnten sich nach einer kleinen Abkühlung. Sie schauten nach oben, doch die große Sahnewolke war gewichen. Der klare Himmel trat an ihre Stelle und erzürnte die Dorfbewohner, die, an den Anblick des wolkig-süßen Himmels gewöhnt, sogleich ihre Nachbarn informierten. Schließlich versammelte man sich vor dem Palast des Dorfes, um dem König, der sich selbst "Gott" nannte, ihre Sorge und die Wut um den wolkenlosen Himmels mitzuteilen. Obwohl keiner den König so recht "Gott" nennen wollte, tat man es doch, nur um der Strafe, die sich der "Gott" für die Verweigerung ausgedacht hatte, zu entgehen.
Als die Menge nun vor "Gott" stand und sich beklagte, schaute "Gott" zunächst nach oben in den Himmel und dann in die erwartungsvollen Gesichter seiner Volkes und sprach:
"Volk, was ihr dort seht, ist mein Werk. Ich habe die Wolke hinfortgeblasen, damit sie nicht länger den Glanz der Sonne schmälert. Die Süße, die uns die Freiheit geschenkt hat, ist nichts gegen die Wärme und das Licht, das uns fortan die Sonne spenden wird. Wir werden alle glücklicher werden und und jeden Morgen zufrieden nach oben schauen und uns an der Leere erfreuen. Von nun an wird uns jede Wolke am Himmel an die süße Sahnewolke erinnern und wir werden gemeinsaam ihr Verschwinden herbeisehnen, damit uns ihr süßer Saft nicht wieder die Sinne nimmt. So wird es geschehen, denn so habe ich es bestimmt"
Der König verließ noch schnell den Balkon seines aus Lügen erbauten Palastes, was die Menge mit einem uniformen "AMEN" quittierte.
So vergingen die Zeiten und die Dorfbevölkerung gewöhnte sich an den kahlen Himmel so sehr, daß nach einiger Zeit keiner der Bewohner mehr nach oben schaute, da einerseits die Sonne nun blendete und sich andererseits ja sowieso nichts änderte. Vielmehr faszinierte die Menschen nun der Boden, der sie umgab. Man wandte sich anderen Dingen zu, die der König nach seiner Balkonrede als "wichtig" proklamiert" hatte. Diese Dinge interessierten die Menschen erst nicht, als sie jedoch keinerlei andere Ablenkungen hatten, wandten sie sich den "wichtigen" Dingen zu und machten etwas, was der König fortan als "Fortschritt" bezeichnete. Alle Bewohner waren froh über den "Fortschritt" in den "wichtigen" Dingen und schließlich vergaß man den Himmel sogar ganz. Er war zwar noch da, jedoch bemerkte ihn keiner mehr durch die vielen Häuser im Dorf. Er war zu hoch geworden durch seine Leere. Zu enbegreifbar. In ihm war nichts, in das man hätte "Fortschritt" machen können; er war leer; er war einfach nicht mehr existent.
Eines Tages jedoch kam die Freiheit auf ihrer Wolke wieder zurück in das Dorf. Sie fand jedoch keinerlei Beachtung als sie gemächlich und weise über das Dorf schwebte. Sie war älter geworden, das sah man ihr zwar an, jedoch machte ihre Reife sie nur noch süßer. Sie beobachtete das Treiben , das sich unter ihr abspielte mit argwöhnischen aber auch interessierten Blicken. Sie sah, daß die Menschen nun fleißiger waren. Sie war aber auch traurig darüber, daß sie keiner nach ihrer langen Abwesenheit begrüßte. Eigentlich hatte sie mit einer Begrüßung gerechnet. Aber sie verstand es auch, da nun alle Menschen mit "wichtigen" Dingen und "Fortschritt" beschäftigt waren. So blieb sie zunächst unbemerkt über dem Dorf. Flüchtig warfen einige der Bewohner einige Blicke gegen den Himmel wandten sich dann jedoch wieder interessiert ihren "wichtigen" Tätigkeiten zu.
Eines Tages jedoch, als die Wolke gemächlich über dem Palast schwebte, bemerkte sie nicht, wie sie die Sonne verdunkelte. Irritiert durch die Lichtspielereien wandten die Dorfbewohner ihre Blicke gen Himmel. Der König beendete eine seiner überflüßigen und unwichtigen Repräsentationstätigkeiten, trat auf den Balkon seines Palastes und schaute ebenfalls nach oben. Da sich mittlerweile eine große Menschenmenge protestierend und rufend auf dem Vorplatz des Palstes eingefunden hatte, sprach der König beschwörend zu der Wolke: "Verschwinde, wir wollen dich nicht sehen, du nimmst uns das Licht und richtest sowieso nur Unheil an. Deine unnatürliche Süße, denn alles was süß ist, ist unnatürlich, schadet meinem Volk." - "Ich nehme euch nicht die Sonne. Dadurch, daß ich sie verdecke bemerkt ihr erst, daß es sie gibt. Ihr habt ihre Wärme und Leuchtkraft gar nicht mehr bemerkt. Ihr habt auch daran gewöhnt. Ihr kennt nicht mich nicht mehr und verachtet mich sofort?", erwiderte die Wolke weise aus der hohlen Luft. Der König aber sprach hastig: "Ich heiße Gott und somit kenne ich die eindeutigen Vorzüge und Nachteile aller Dinge. Somit auch deine." Er hielt inne und blickte in die kindlichen erwartungsvollen Gesichter seines Volkes. "Was wir wollen, ist die Sonne. War wir brauchen ist die Sonne. Was wir weder brauchen noch wollen ist die Freiheit."
Die Menge auf dem Vorplatz applaudierte mit grpoßer Zustimmung und eben so großer Uneinsichtigkeit, ob des sich zwischen "Freiheit" und "Gott" entladenden Streites. Sodann holten alle Bewohner des Dorfes tief Luft und pusteten die Wolke fort. Nun war der Himmel wieder leer und frei. Frei von Ablenkungen und Änderungen. Frei für die Sicht in die blendende Sonne, die fortan ihr ganzes Licht wieder voll und ganz den "wichtigen" Tätigkeiten des Lebens spenden konnte. Das freute die Dorfbewohner des Dorfes "Dummheit" ebenso wie den König "Gott" so sehr, daß man den Tag, an dem die Freiheit in die Flucht geschlagen wurde, von nun an den "Geburtstag der Menschheit" nannte.
Und so lebte man unzufrieden aber erfolgreich und fortschrittlich bis an sein Lebens Ende.
ENDE